Geschichte des Historischen Vereins Lindau/ Bodensee e.V.

Als „Museumsverein“ im Jahre 1889 gegründet, blickt der „Historische Verein, Lindau“ auf eine mehr als 130jährige Geschichte zurück.

Die Gründung Historischer Vereine in Bayern ging auf eine Initiative von König Ludwig I aus dem Jahr 1830 zurück. Der Lindauer Verein war also ein typisches, wenn auch relativ spätes Produkt dieser Besinnung auf Zeugnisse lokaler und nationaler Geschichte, wie sie überall in Deutschland nach den Befreiungskriegen von napoleonischer Herrschaft und im Zuge der geistigen Bewegung der Romantik entstanden.


Stadtpfarrer Gustav Reinwald (1837 - 1898) aus Franken, ab 1866 in Lindau tätig, war die entscheidende Persönlichkeit, die in jahrzehntelanger Sammeltätigkeit zunächst im Alten Rathaus historisch bedeutsame Gegenstände unterbrachte. Nach Sanierung und Erweiterung des Alten Rathauses durch Ludwig v. Thiersch - ganz im Sinne des Historismus- fand die Sammlung nun einen eigenen Raum, den Rungesaal, im 2. Stock des Alten Rathauses. 


Am 25. Januar 1889 wurde die individuelle Sammel- und Dokumentationsarbeit von Pfarrer Reinwald durch die Gründung des „Museumsvereins“ institutionalisiert


Sein Nachfolger Dr. Karl Wolfart übernimmt ab 1899 den Vorsitz des Vereins und ist  neben seiner eigentlichen Tätigkeit als Pfarrer, ebenso wie es Reinwald war,  für die Städtische Bibliothek, das Archiv und das Museum zuständig. Als Verfasser und Herausgeber der dreibändigen „Geschichte der Stadt Lindau“ (1906)  hat er die bis heute unübertroffene Grundlage zu allen folgenden Werken zur Stadtgeschichte Lindaus gelegt. 1918 wird er nach Bayreuth berufen. 

Fast auf den Tag genau 40 Jahre nach Gründung des Museumsvereins wäre es am 29. Januar 1929 beinahe zur 
Katastrophe für das kleine Museum und den Verein gekommen: Im Kleinen Rathaussaal im 1. Stock bricht ein Feuer aus, welches fast das Archiv und den darüberliegenden Rungesaal samt den Beständen des Museums vernichtet hätte. 


Der Unglücksfall wird zum Glücksfall für das Museum: eine großzügige Schenkung des Ehepaars Lydia und Ludwig Kick ermöglicht es, dass das Patrizierhaus der Familie v. Seutter, das „Haus zum Cavazzen“ in den Besitz der Stadt Lindau übergeht, mit der Maßgabe, dass es, solange es steht, das Heimatmuseum beherbergen soll. Darüber hinaus gründet das Ehepaar eine Stiftung, aus deren Mitteln der Umbau des Wohn- und Geschäftshauses zum Museum, dessen Unterhalt, sowie Neuanschaffungen des Museums bestritten werden. Das neue Museum im Cavazzen wird nach erstaunlich kurzer Umbauphase bereits am 19.Juli 1930 eröffnet. 


Die Kompetenzen werden neu geordnet: Stadt, Stiftungsrat der Lydia- u.- Ludwig- Kick- Stiftung, sowie Museumsverein übernehmen die städtischen Sammlungen des Heimatmuseums in gemeinsamer Betreuung. Die Rolle des Museumsvereins wird so definiert: „den Museumsgedanken in der hiesigen Bevölkerung pflegen, beim Aufsuchen von für‘s Museum geeigneten Gegenständen helfen.“ Kurator des  Museums war von 1923 bis 1939 General Jordan, der sich enorm für den Verein und  das Museum eingesetzt hatte.


Ab 1933 beginnt die lange Reihe der Gymnasiallehrer als Vorsitzende des Historischen Vereins mit Prof.  Ferdinand Eckert. Er führte den Verein durch die schwierigen Zeiten nationalsozialistischer Herrschaft. Während des Krieges waren die Aktivitäten des Vereins stark eingeschränkt und wurden 1944 ganz eingestellt. Die Wiederzulassung des Vereins durch die französischen Besatzungsbehörden fand bereits im Juni 1946 statt.


Vorsitzender wurde nun Dr. Alfred Otto Stolze, der auch das Stadtarchiv leitete und durch seine hervorragenden historischen Arbeiten und durch die Erweiterung der Vortragstätigkeit dem Museumsverein zu neuem Schwung und Ansehen verhalf.  Die Reihe seiner Nachfolger ab 1954 ist lang und verdienstvoll- sie besteht vorwiegend aus Gymnasialprofessoren der beiden Lindauer Gymnasien. 


Da sich Struktur und Zuständigkeit für das Heimatmuseum im Cavazzen schon seit einigen Jahren grundlegend verändert hatten, wurde 2009 unter der Führung von StD. Michael Kiss der Beschluss gefasst, den Namen, den der Verein 120 Jahre getragen hatte, abzulegen und sich fortan -Historischer Verein, Lindau- zu nennen.


Seit 2018 ist OStRätin Marigret Brass-Kästl Vorsitzende des Vereins.