Rundbriefe

Sommersemester 2021

Liebe Freunde und Freundinnen des Historischen Vereins,

die Abbildung im Anhang dieses Briefes zeigt die Ihnen allen wohlbekannte Deller’sche Totentafel, die nun frisch renoviert im neuen Magazin des Cavazzen Einzug gehalten hat. Viele von Ihnen haben durch ihre Spendenbereitschaft zu diesem erfreulichen Ereignis beigetragen- an erster Stelle zu nennen ist natürlich unser im Frühjahr 2018 verstorbenes Mitglied Sepp Dietrich, der durch eine hohe
Spende die ganze Spendenaktion ins Rollen brachte. 

Noch sind wir durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie daran gehindert, unser Vereinsleben wieder aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken- aber, wenn nicht alles täuscht, gibt es doch berechtigte Hoffnung, dass sich die Dornenhecke, die uns alle nun schon so lange voneinander trennt, langsam öffnet!

Wir haben vor, die Vorträge wieder im April anlaufen zu lassen.

Mi, 14.4. 19h30 Großer Pfarrsaal, St. Josef
Unser erster Referent ist Stefan Stern mit der Vorführung des Films „Zeitzeugen berichten- die Tradition der Dampflocks und Dampfschiffe in Lindau.“

Mi, 5.5.19h30, Großer Pfarrsaal, St. Josef
Veranstaltung zur Erinnerung an das Kriegsende 8.5.1945 in Lindau.

Juni
Ob unsere Studienreise nach Burgund stattfinden kann, ist noch nicht klar.

Mi, 7.Juli 19h30, großer Pfarrsaal, St. Josef
Thema und Referent des Julivortrags stehen noch nicht fest.

Exkursion:
Hoffentlich können wir im Frühsommer unsere geplante Exkursion nach Dornbirn und auf’s Bödele zur Ausstellung „Wem gehört das Bödele?“ durchführen. Die Ausstellung wurde verlängert.

Außerdem ist natürlich eine Führung durch die diesjährige Lindauer Kunstausstellung „Marc Chagall, Paradiesische Gärten“ geplant. Also, wagen wir es uns zu freuen, auf alles, was wir womöglich zusammen unternehmen können!

Mit herzlichen Grüßen
Marigret Brass-Kästl und der Vorstand des Historischen Vereins
 

Totentafel der Familie Deller, 1604, Stadtmuseum Lindau. Foto Ch. Flemming
Die Dellersche Totentafel – Von der Wiege bis zur Bahre
Die 1604 von einem unbekannten Künstler geschaffene Totentafel der Familie Deller ist die älteste der vier erhaltenen Lindauer Totentafeln aus dem 17. Jahrhundert. Sie erinnern an dreiteilige Flügelaltäre.
Die beiden äußeren Teile sind in Scharnieren beweglich, sie lassen sich auf- und zuklappen. Geöffnet geben sie den Blick frei auf den gemalten Mittelteil, geschlossen schützten sie ihn am ursprünglichen Standort, dem Alten Aeschacher Friedhof, vor Wind und Wetter. Da sie die Wappen der Familie tragen,
gaben sie dem Friedhofsbesucher rasch zu erkennen, an wessen Grab er sich gerade befand. 

Der Mittelteil zeigt im Vordergrund den Stifter der Tafel, den Kaufmann Hans Jacob Deller, seine Ehefrau Barbara von Kirch und ihre vielköpfige Kinderschar. Fast alle knien vor einem Kreuz, das in die landschaftliche Szenerie über ihnen hineinragt, die den größten Teil des Bildes einnimmt. Sie zeigt die Inselstadt Lindau und das gegenüberliegende Festland zwischen dem Aeschacher Friedhof und St.
Verena in Reutin, dazwischen u.a. der längst verschwundene Siechenhof in Aeschach und das uns wohlbekannte Rainhaus mit seinem markanten Treppengiebel. In diesem Gebiet spielte sich ein Großteil des Lebens der Familie Deller ab. Darauf verweisen zahlreiche liebevolle Details, etwa das mit
Weinfässern beladene Schiff auf dem See, die Rebgärten und der Gutshof der Familie auf dem Festland, bis hin zur Grabstätte auf dem Aeschacher Friedhof. So paradox es klingen mag: Eine Totentafel zeigt das pralle Leben mit Freud und Leid – von der Wiege bis zur Bahre. Dass beide oft nicht weit auseinanderlagen, zeigt eindrücklich die Familienszene: ein Säugling liegt in der Wiege (rechts),
ein anderer nach kurzem Leben bereits in der Bahre (links) – ein Hinweis auf die hohe Kindersterblichkeit der Zeit, die auch die Familie Deller nicht verschont hat. Acht der 14 dargestellten Kinder hatten das Erwachsenenalter nicht oder kaum erreicht. Auf der Totentafel finden sie alle noch einmal ihren Platz.